Donnerstag, 2. September 2010

Von winkenden Zaunpfählen

Manchmal meine ich anstatt des Gebetsrufes vor dem Iftar tatsächlich Hochzeitsglocken zu hören, die an großen Zaunpfählen angebunden sind, mit denen man uns gelegentlich zu sich winkt. Ja, in der Tat, man hört sie im Ramadan von jeder Seite. Egal ob wir eine bosnische, eine indonesische oder eine arabische Moschee betreten – überall bietet man uns Schwiegersöhne, Freunde oder Brüder an.

Das geht zum Beispiel so: eine ältere Frau klopft mir zwischen den Gebeten auf die Schultern, sagt „mashaallah“ oder so ähnlich, und weiter geht’s mit Beten. Nach dem Gebet wendet sie sich uns dann zu. Sie erzählt von ihrem Schwiegersohn (oder war es doch ihr Neffe?), der verzweifelt nach einer Frau sucht. Er ist lang, groß, schlank…nein Danke, kein Interesse, winken wir ab – freundlich natürlich – und gehen von dannen. Die anderen Winks mit Zaunpfählen sind da schon dezenter: eine deutsche Schwester, die glücklich mit einem Indonesier verheiratet ist, sagt, nachdem wir uns darüber begeistert haben, dass die Brüder nach dem Essen in der Küche stehen und brav abspülen, dass sie Indonesier nur empfehlen könne. Und wenn wir Interesse haben…jaja, ist ja schon gut.

Neben dem Beten und Essen will man uns also – vergebens – noch anderes schmackhaft machen. Und – ach ja – die bosnischen Brüder, so erzählte mir gestern eine Schwester, seien anders als diese Türken und Araber. Hier gibt’s ja viele, hier ist viel Auswahl. Ich habe das Gefühl gleich werde ich vom Zaunpfahl erschlagen. Hilfe! Ich flüchte…zu einem anderen Thema. Kuchenbacken oder so etwas. Nein, diese Brüderthemen passen einfach nicht in mein Ramadankonzept. Der Pfahl fällt unerbittlich ins Leere.

Ramadan gleich Heiratsmarkt? Kommt nicht in die Tüte. Auch wenn Moscheen und die täglichen Gäste ideale Verhältnisse für Kupplerinnen schaffen und der eine oder die andere bei der Gelegenheit bestimmt bereits glücklich geworden ist – dafür ist der Ramadan mir dann doch zu heilig. 

1 Kommentar:

  1. Ach, ist doch gut, wenn sich die Leute kümmern. So "leichte" Andeutungen von netten Menschen finde ich hilfreich. Ich kann mich aber noch an die ein oder andere Geschmacklosigkeit erinnern aus meinen Moscheezeiten. Wenn da eine Gemeindefremde die Moschee betritt mit den Worten: "Ich habe einen Schwager aus Pusemuckel, gibts hier Frauen?", hat man schon das Gefühl man wär im Supermarkt.

    Eine Sache noch: entschuldige, welche Frau sucht für ihren Schwiegersohn (noch) eine Frau? Wenn meine Mutter sowas bringen würde... Autsch.

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