Samstag, 13. August 2011

Wie ein Schatz


Ganz früh, dann, wenn die Sonne aufgeht, wird es mir unter das Herz gelegt. Und ich empfange es, ganz bewusst. Freue mich in den Stunden davor, es wieder zu bekommen. Mein Körper kann sich nicht immer so recht freuen, denn es ist anstrengend für ihn. Tag für Tag, dann, wenn die Sonne scheint, muss er darauf achten, dass dieser Schatz nicht beschädigt wird. Dafür muss er trainiert werden. Tag für Tag. Monat für Monat. Jahr für Jahr.
Aber ich bin der Chef und steuere ihn - meinen Körper. Befehle ihm, mit all seinen Kräften gut darauf aufzupassen, auf diesen wundervollen, wertvollen Schatz.
Am morgen ist er noch ganz klein. An jedem Morgen. Doch ich spüre ihn schon deutlich, dass ich ihn wieder in mir trage und ihn beschützen muss. Am Mittag ist er schon deutlich gewachsen. Und vorsichtig achte ich darauf, ihn nicht zu beschädigen. Ein unpassendes Wort, eine unüberlegte Handlung kann ihn kleiner werden oder ganz verschwinden lassen. Ich muss aufpassen, ihn nicht zu vergessen. Beim Sport zum Beispiel ist es mir passiert. Ich habe ihn einfach vergessen. Sofort meldete sich mein Körper, mir wird schwindelig, schlecht, ich muss aufpassen, sonst verlieren wir ihn! Diesen nicht alle Tage erscheindenen Schatz! Dann, am Abend ist er am größten. Er strahlt förmlich in alle meine Adern, in all meine Finger und Zehe. Er erfüllt mich, er macht mich lebendig. Nicht so, wie mein Körper es gewohnt, sondern so, wie ich es gewohnt bin. Mit jedem Tag erinnere ich mich mehr daran, wie es ist, in SEINER Nähe zu sein. Denn wenn es mir gelingt, ihn behutsam zu beschützen, darf ich ein Stück, ein ganz kleines Stück von ihm sehen, diesen einzigartigen unvergleichlichen Schatz. Aber ihn „sehen“ trifft es nicht ganz. Ich darf ihn spüren. Er ist ein Schlüssel. Ein ganz wertvoller und wunderbarer Schlüssel zu meinem Schöpfer. Zu dem, der mich erschaffen hat, zu dem ich zurückkehren werde.
Und dann, wenn die Sonne untergegangen ist, gebe ich ihn ab. Ich muss es tun, sonst kann mein Körper ihn am nächsten Tag nicht sehr gut beschützen. Es kostet viel Kraft, sehr viel Kraft, wertvolle Dinge zu beschützen. Und dieser Schatz ist wohl einer der Wertvollsten! Ich muss ihn abgeben, um zu Kräften zu kommen. Zu Beginn bin ich auch einen Moment froh, doch schon nach ein paar Stunden vermisse ich ihn, diesen wertvollen, ganz besonderen Schatz. Und dann bete ich. Ich bete ganz viel. Zu meinem Schöpfer. Das gibt mir Trost und steigert noch das Gefühl, IHM näher zu kommen.

Hier, wo wir nicht viele sind, die die Ehre haben, diesen ganz besonderen Schatz zu beschützen, ist es um so schwieriger. Unsere Körper müssen gewappnet, vorbereitet, trainiert sein für diesen ganz besonderen Monat, in denen wir diesen Schatz behüten dürfen. In einem Land wie Ägypten aber, wo es fast jeder tut, ist es fast so, als würden sie ihren Schatz auf ihren Händen vor sich her tragen. Denn jeder kennt dieses Gefühl, dieses Wertvolle zu beschützen und können es offen zeigen. Sie strahlen, weil sie es haben. So viele strahlen und machen es für alle einfach, ihn tragen zu können. Es ist fast so, als würde das ganze Land strahlen.
Hier, in unserem Land, in Gegenden, wo wenige wie wir sind, fangen wir gerade in diesem Monat an zu strahlen, wenn wir andere sehen, die ihn auch behüten. Wir strahlen, weil wir wissen, weil wir spüren, so kommen wir IHM näher, mit jedem nicht gesagten Wort, mit jeder nicht gemachten Tat, die diesen Schlüssel, diesen Schatz kaputt machen könnte. Und so erkennen wir uns. Lächeln uns an, obwohl wir uns nicht kennen, aber diesen ganz besonderen und wertvollen Schatz.

Es ist das Fasten. Das Fasten. Ein so wunderbares Erlebnis, eine so wunderbare Gabe von ALLAAH, dass wir es tragen dürfen. Ein Segen, dass ALLAAH es uns zur Pflicht gemacht hat. Ein Segen, dass wir IHM dadurch näher kommen dürfen. Eine Ehre, es tragen zu dürfen.

Ya ALLAAH, wir danken dir. Wir danken dir für dieses wunderbare und einzigartige Geschenk!

Sonntag, 7. August 2011

Ramadan zwischen Beten und Feiern


Während des Ramadan bin ich in meiner eigenen Welt. Ich faste, ich bete, ich lese Koran, ich bin die meiste Zeit zu Hause. Dann, abends, gehe ich hinaus. In die Moschee, zum Essen, und wieder zum Gebet, das mich täglich berührt. Die schöne Stimme, die schönen Worte, die tiefe Wahrheit, die ich bei all dem empfinde.  Es ist ein gesegneter Monat, und das merke ich. 

Wenn wir nach dem Gebet zur U-Bahn laufen, ist es nach Mitternacht. Draußen auf der Straße gibt es viele Muslime, die ebenfalls vom Gebet kommen. Sie stehen dort, sie unterhalten sich. Männer, Frauen, Kinder, Alte, Junge, Familien und Freunde. Autos stehen im Weg, ein schwerer Duft Männerparfüm liegt in der Luft. Ich fühle mich wie in Ägypten. Was für eine Atmosphäre! Viele von ihnen laufen wie wir zur U-Bahn. Einige haben weite, weiße Gewänder an, viele tragen Bärte, die Frauen Kopftücher. Die U-Bahn füllt sich mit ihnen. Ein seliges Lächeln befindet sich auf ihren Gesichtern. Ja, es ist Ramadan! 

In meiner Welt…

Ich schaue auf von meiner Welt. Nach rechts. Nach links. Es ist Donnerstag Nacht. Eine Bierflasche liegt in der Hand des Mannes, der mit gläsernen Augen schräg gegenüber von mir sitzt. Ein Minirock geht klackernd an mir vorbei. Das Paar in der Ecke küsst sich wie in Ekstase. Die Jugendlichen wanken grölend von dannen. Der Obdachlose verkauft laut rufend seine Straßenzeitung. ..

Oh du liebe Ramadanstimmung, wo bist du nur hin? Wo ist nur meine Welt hin? Ich will sie festhalten, will mich an sie klammern. Ich werde traurig. All diese Leute wissen nicht, dass gerade Ramadan ist. Sie wissen nicht, was wir gerade für eine Zeit durchleben. Sie wissen nicht, wie besonders dieser Monat für uns ist. Sie wissen nicht, dass es uns jetzt noch mehr weh tut, Dinge zu sehen, die wir nicht sehen wollen. Sie wissen nicht, dass ich mir insgeheim wünsche, dass meine Welt doch bitteschön auch ihre Welt sei!

Was für ein Bruch!

Eines Nachts wandere ich allein zum Gebet, an einer Moschee vorbei. Eine Gruppe türkischer Frauen steht dort, tratschend und lachend. Eine Person löst sich aus der Gruppe, als ich an ihr vorbei gehe, und geht ein Stück mit mir. Sie trägt ein Kopftuch, beginnt mit mir zu reden. Sie flucht über ihren unbequemen Rock, sie flucht über die „Penner“, an denen wir vorbeilaufen. Eine echte Berlinerin! Sie erzählt mir, wie solche „Penner“ sie oben auf dem Dach gefangen hielten und sie ausraubten, als sie sieben Jahre alt war. Mir bangt es ein wenig vor ihr, ich will das eigentlich nicht hören. Dann verabschiedet sie sich von mir, wünscht mir ein gesegnetes Gebet und noch einen schönen Ramadan.

In der Moschee angelangt bin ich wieder angekommen in meiner Welt, tauche ins Gebet und genieße es bis zum Ende. Dann fahre ich nach Hause, wieder die gleiche Szene in der Bahn: auf der einen Seite die Menschen, die im Moment ihre körperlichen Begierden drosseln und Gottesnähe durch Gebet und Fasten suchen, auf der anderen Seite die Menschen, die ihren körperlichen Begierden dienen und Ablenkung in weltlichen Dingen suchen. 

Ein Bruch?

Ich beginne noch einmal nachzudenken. Was ist denn das Leben? Ist es ein Leben zwischen Welten? Mir fällt Goethes Faust ein, der sagt: „Zwei Herzen schlagen, ach, in meiner Brust…“. Da wird mir klar: diese zwei Gruppen, die ich vor allem in der Nacht in den Wagons der Bahn sehe, ist eigentlich die Veräußerlichung unseres eigenen inneren Kampfes, den wir unser ganzes Leben führen – und vor allem im Ramadan! Ja, klar, wir wollen gereinigt sein durch Fasten, Gebet und dem Unterlassen von Schlechtem, wir wollen nur Gutes denken, sagen, reden und sehen. Wir wollen in uns gehen und alles Schlechte aus uns herausholen.  Wir wollen gut sein, und noch besser. Wir wollen so viel, haben uns so viel vorgenommen… Und was schaffen wir?

Diese Menschen, zwischen seligem Lächeln nach dem Gebet und gläsernem Blick nach der Party, erinnern uns immer wieder daran, wer wir sind und wohin wir wollen. Sie sind der Kampf unserer inneren Kräfte, die sich durchaus in EINER Welt befinden. Sie sind eins. 

Und deshalb ist das kein Bruch!
 
Wenn ich jetzt nach dem Gebet nach Hause fahre und in der Bahn diese Leute sehe, versuche ich sie als Erinnerung zu sehen. Nein, zugegeben, ich sehe sie nicht gern, die Säufer und Tänzer und Küsser und Gröler, sie stören meine Suche nach innerer Reinheit. Aber wer sieht schon gern die Schattenseiten seines eigenen Ichs? Trotzdem sind sie da, und dieser tägliche Anblick erinnert mich ab jetzt: Hey, nicht alles an dir ist strahlendes Gesicht und reine Seele! Da ist noch eine Menge, woran du zu arbeiten hast!

Auch, wenn’s manchmal wehtut: Danke, ihr Fahrgäste der Nacht!

Samstag, 6. August 2011

Ramadan – Zeit des Zeit-Totschlagens, Zeit der Heimkehr, Einkehr und Rückbesinnung. Aber warum ist die Kirche weg?

Gastbeitrag von Morad Boras

Der heilige Monat Ramadan ist die Zeit der Reflexion und Rückbesinnung. Zwei Begriffe, die es in sich haben und doch auf verschiedenste Art erlebt werden können. Aber wie genau stellt man das an? Wie reflektiert und worauf besinnt man sich zurück?

In den nächsten Zeilen will ich versuchen mein kleines Ramadan-Erlebnis, das ich nicht in Berlin erlebt habe, aber trotzdem für erwähnenswert halte, zu beschreiben. 

Heute kam es mir in den Sinn mir mein Fahrrad zu schnappen und in den Baumarkt zu fahren. Gesagt, getan. Vor Ort ließ ich mir etwas Zeit, schließlich sind es noch gefühlte 40 Stunden bis zum Iftar (Fastenbrechen). Also machte ich langsam und schlenderte durch den Baumarkt. Bereits auf dem Hinweg fiel mir eine Seitenstraße auf, die ich in meiner Kindheit oft mit dem Fahrrad entlang gefahren bin und auf der ich oft und gerne gespielt habe. Freunde und Klassenkameraden haben an ihr gewohnt. Deshalb fand man mich oft und gerne dort.

Ich nahm mir vor, auf dem Rückweg in diese Straße zu biegen und die Zeit ein wenig zurückzudrehen, alte Erinnerungen hochzuholen und die vergangenen Jahre Revue passieren zu lassen.

 Im Baumarkt kaufte ich natürlich mehr ein als ich brauchte, und so verging wohl nach meiner Wahrnehmung etwas mehr Zeit als in Wirklichkeit. Schließlich sprang ich auf mein Rad und fuhr los. Beim Treten der Pedale dachte ich die ganze Zeit darüber nach, ob es eine gute Idee war Fahrrad zu fahren. Es ist gerade sehr warm und mein Durst wird im Laufe des Tages nicht weniger werden. Wie dem auch sei…klären konnte ich diese Frage nicht, da ich ja nun meine Kindheit hervorholen wollte.

Ich fuhr in die Spielstraße hinein. Entlang an Häusern, in denen ich früher sehr oft zu Gast gewesen bin. Viele meiner Freunde und Klassenkameraden sind bereits von hier weg gezogen. Wer genau  wusste ich allerdings nicht. Innerlich sprach ich jeden Namen aus, den ich noch kannte  und der mir in den Sinn kam. „Andreas, Dominik, Christine, Kim, Enrico, Matthias, Katrin und Nick.“ Weiter kam ich nicht. Viele andere kannte ich auch nur vom Sehen. Aber Spaß hatten wir alle gemeinsam. So fuhr ich von der besagten Straße in einen Heckenweg hinein, an einem Spielplatz entlang, der uns damals immer eine große Freude bereitet hat. Gleich neben dem Spielplatz war ein kleiner Bach. Sogar mit ihm verbinde ich mehrere Geschichten. Als ich durch den zweiten Heckenweg fuhr, entschied ich mich, meinen alten Kindergarten zu besuchen, um zu sehen, welche Bilder mir von damals in den Sinn kommen könnten. Entlang der Straße kam all der Spaß wieder hoch, auch der Unsinn, der uns damals umtrieb, und ich konnte mir das Grinsen kaum noch verkneifen.

Am Kindergarten angekommen fiel mir auf, dass irgend etwas fehlt. Ich sah Bauarbeiter, die gerade ihrer Arbeit nachgingen, und plötzlich fiel es mir wieder ein: Eine Kirche hatte dort, wo gerade die Bauarbeiter neue Häuser errichteten, gestanden. Die evangelische Friedenskirche war weg. Einfach weg. Als Muslim sollte mich das gefühlsmäßig weniger stören, doch mit dieser Kirche verbinde ich einfach so viel. Damals fragte ich meine Freunde oft nach ihrem Konfirmandenunterricht. Ich war stets neugierig und empfand es immer als sehr wohltuend, wenn mir meine Mama erzählte, dass wir viel mit diesem Glauben gemeinsam haben. Schließlich war ich oft der einzige Muslim unter ihnen. Aber wenn es um den Glauben ging, haben wir viele Prophetengeschichten geteilt. Abraham (as), Noah (as) und Moses (as) waren nicht selten bekannte Schnittstellen unter uns.

Als ich nun auf einen kirchenfreien Ort blickte, den ich bisher nur MIT einer Kirche gekannt hatte, dachte ich nach. Ein Gotteshaus war abgerissen worden. Nicht mein Gotteshaus, aber das derjenigen, die hier ihre Gemeinde vorgefunden, hier ihre kirchliche Hochzeit vollzogen, ihre Weihnachtsmesse besucht und ihre Neugeborenen getauft hatten. Dies ist eine Schnittstelle der Gemeinde zu Gott gewesen. 

Dieses Ereignis  bewegte mich. Gerade im Monat Ramadan ist die Spiritualität nochmal eine Ecke höher und die Verbindung zu Allah (t) wird öfters aufgesucht, als in den anderen elf Monaten des Jahres. Also fragte ich mich, wie es dazu kommen konnte. War die Gemeinde dafür oder dagegen gewesen? Welche Alternative wurde nun für die Gemeinde bereitgestellt? Leidet nun die Spiritualität der Menschen darunter, die nun kein Gotteshaus vor der Tür stehen haben?

Für mich bleiben diese Fragen zunächst offen. Aber gleichwohl bedeutet das, dass Menschen dazu in der Lage sind ein Gotteshaus abzureißen. In einer Gesellschaft, die sich immer mehr von Gott entfernt, verwundert es mich nicht. Aber die Empathie, die ich für diesen Ort, samt der Kirche, empfinde, wird bleiben. All meine Erlebnisse, seien sie positiv oder negativ, trage ich ihn mir. Ich schwelge gerne in Erinnerungen. Sie zeigen mir, dass die Zeit voranschreitet, die Welt nur eine Reise ist und ich auf ihr nur ein Gast bin. Gestern erst wurde ich vom Kindergarten abgeholt. Heute ist ein Vierteljahrhundert vergangen. Jedem Menschen sollte bewusst sein, dass seine Zeit auf dieser Erde beschränkt ist. Früher oder später treten wir unserem Schöpfer gegenüber. Bis dahin sollten wir dankbar sein. Dankbar für all die Barmherzigkeiten, die Er (t) uns erweist und für die wir uns selten bedanken.

Inzwischen bin ich daheim angekommen und schreibe die letzten Zeilen meines kleinen Erlebnisses zu Ende. Es sind noch wenige Stunden bis zum Fastenbrechen, und auch dafür bin ich dankbar. ..

Donnerstag, 4. August 2011

Unsere ersten vier Ramadan Tage

Tag 1


Noch fühlt es sich so an, als hätte man vergessen zu frühstücken. Ab und an gibt der Magen Laute von sich. Kopfschmerzen setzen ein.
Es ist mein fünfter Ramadan. Seit fünf Jahren schon bin ich Muslima. Fünf mal hieß es, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang kein Essen und kein Trinken. Und mit jedem Mal wird mir bewusst, dass ich im Ramadan so gar nichts mit der Welt zu tun haben will. Alles Weltliche hält mich doch vielleicht davon ab, näher bei ALLAH zu sein. Ich bin dankbar, dass es diesen Monat gibt. Stellt euch mal vor, so eine Fastenpflicht wie den Ramadan würde es nicht geben. Würden wir es denn wirklich freiwillig tun? Nein. Die meisten wohl nicht. Und ALLAAH weiß, was am besten für uns ist. ALLAAH weiß, dass wir durch das Fasten uns besser von dieser Welt trennen können. ALLAAH weiß, dass dies das ultimative Training für uns ist, unsere Nefs zu kontrollieren. ALLAAH legt uns das Fundament: Die Pflicht, den ganzen Monat Ramadan zu fasten. Inwiefern wir dies nutzen, liegt ganz allein in unserer Hand, in unseren Absichten. Wer sind wir nun? Der Hungernde, der nur auf das Iftar wartet? Oder der Fastende auf allen weltlichen Ebenen und dafür Feinschmecker im Qur´aan lesen, Dhikr und guten Taten? Wer wollen wir sein am Ende des Ramadan? Was wollen wir vielleicht mitnehmen aus diesem Monat?

In kleiner Runde trafen wir uns zum Schwestern Lokalkreis. Das Thema war unser Charakter. Der Austausch driftete ab ins Fasten und welche Herausforderungen jeder Einzelne im Ramadan spürt. Was mach einen persönlich am meisten zu schaffen? Der Hunger vielleicht? Oder wohl immer versuchen ruhig zu bleiben und "fastend" sein in seinen Gefühlsausbrüchen? 
Wie sieht es denn bei den Lesern aus? Was ist deine persönliche Herausforderung in diesem Ramadan?

Am Abend sind wir zu dritt in die Bilal Moschee zum Essen gegangen. Dort waren noch einige andere Schwestern, die wir kennenlernen durften! Es gab Hackfleisch mit indischen Gewürzen und Brot. Ein toller Iftar Schmaus! Der Ramadan hat wirklich begonnen. Das Schönste am Moschee Hopping ist, so viele neue Geschwister kennen zu lernen, gemeinsam mit ihnen zu essen nach einem ganzen Tag Verzicht darauf. 

Ausblick der DMK Wohnung auf den Hof der Bilal Moschee in Berlin Wedding. Noch ein paar Minuten und das erste Iftar des Ramadan 2011 hat begonnen...

Ya Datteln und Wasser, ihr schmeckt so gut nach einem Fastentag!
 

 


Tag 2

Da uns das Essen so gut geschmeckt hat, verschlug es uns wieder in die Bilal Moschee. Diesmal waren wir zum Vortag mit ca. 15 Schwestern in einer noch kleineren Runde von sechs Schwestern, wobei wir wieder neue Schwestern kennenlernten! Es gab Hühnchen und Brot mit Ingwer und typisch pakistanisch/indischen Gewürzen. Einfach lecker!
Ein wunderbares Tarawieh Gebet schloss sich in voller Gemeinschaft an. 


Tag 3

Meine momentanen Mitbewohnerinnen verbrachten dieses Iftar an unterschiedlichen Orten. Die eine Schwester in Kreuzberg mit einem anschließenden Gebet in der Bosnischen Moschee und die beiden anderen Schwestern zu Haus mit anschließendem Gebet in der Bilal Moschee. 

Tag 4

Iftar bei Gülcin. Unglaublich leckere türkische Küche mit einem anschließendem zauberhaftem Zitronenkuchen. Nach eingehenden, abwechslungsreichen Gesprächen unter vertrauten, engen Freundinnen schloßen wir mit einem isA segensreichen Tarawieh Gebet in Schwesterngemeinschaft an. Wir sind nun wohl so richtig in Ramadan Feeling angekommen! Und wie geht es euch?


 

Mittwoch, 3. August 2011

Ramadan 2011

Assalamu alaikum!

Es ist wieder soweit. Der Ramadan hat angefangen. Immer mehr wandert er. Wandert rein in den mitteleuropäischen Sommer. Die Tage werden immer länger, die Nächte immer kürzer. Noch nimmt die Zeit zum Ende hin des wohl schönsten Monats der Muslime ab. Wer durch Neukölln, Kreuzberg oder Wedding schlendert, wird wohl gerade in den Abendstunden kaum jemanden entdecken. Hastig geht es nach Haus, zum gemeinsamen Iftar im Kreise der Familie.
Und die Tasnim und Nour aus Berlin?
Auch in diesem Jahr möchten wir euch von unseren Ramadan Erlebnissen in Berlin berichten! Moschee Hopping ist angesagt! Es ist wunderbar! Immer wieder eine neue lecker kulinarische Küche, immer wieder neue Geschwister, die wir kennenlernen. Schöne Gespräche, Wunderbare Gebete.

Ramadan in Berlin. Die Hauptstadt hat da viel zu bieten!

Donnerstag, 2. September 2010

Von winkenden Zaunpfählen

Manchmal meine ich anstatt des Gebetsrufes vor dem Iftar tatsächlich Hochzeitsglocken zu hören, die an großen Zaunpfählen angebunden sind, mit denen man uns gelegentlich zu sich winkt. Ja, in der Tat, man hört sie im Ramadan von jeder Seite. Egal ob wir eine bosnische, eine indonesische oder eine arabische Moschee betreten – überall bietet man uns Schwiegersöhne, Freunde oder Brüder an.

Das geht zum Beispiel so: eine ältere Frau klopft mir zwischen den Gebeten auf die Schultern, sagt „mashaallah“ oder so ähnlich, und weiter geht’s mit Beten. Nach dem Gebet wendet sie sich uns dann zu. Sie erzählt von ihrem Schwiegersohn (oder war es doch ihr Neffe?), der verzweifelt nach einer Frau sucht. Er ist lang, groß, schlank…nein Danke, kein Interesse, winken wir ab – freundlich natürlich – und gehen von dannen. Die anderen Winks mit Zaunpfählen sind da schon dezenter: eine deutsche Schwester, die glücklich mit einem Indonesier verheiratet ist, sagt, nachdem wir uns darüber begeistert haben, dass die Brüder nach dem Essen in der Küche stehen und brav abspülen, dass sie Indonesier nur empfehlen könne. Und wenn wir Interesse haben…jaja, ist ja schon gut.

Neben dem Beten und Essen will man uns also – vergebens – noch anderes schmackhaft machen. Und – ach ja – die bosnischen Brüder, so erzählte mir gestern eine Schwester, seien anders als diese Türken und Araber. Hier gibt’s ja viele, hier ist viel Auswahl. Ich habe das Gefühl gleich werde ich vom Zaunpfahl erschlagen. Hilfe! Ich flüchte…zu einem anderen Thema. Kuchenbacken oder so etwas. Nein, diese Brüderthemen passen einfach nicht in mein Ramadankonzept. Der Pfahl fällt unerbittlich ins Leere.

Ramadan gleich Heiratsmarkt? Kommt nicht in die Tüte. Auch wenn Moscheen und die täglichen Gäste ideale Verhältnisse für Kupplerinnen schaffen und der eine oder die andere bei der Gelegenheit bestimmt bereits glücklich geworden ist – dafür ist der Ramadan mir dann doch zu heilig. 

Dienstag, 31. August 2010

Angekommen

Ramadan. Monat der Ruhe. Monat der Kraft. Monat der Macht. Monat der Vergebung. Monat der Enthaltsamkeit. Monat des Findens. Monat der Barmherzigkeit. Monat der Reihen. Monat der Gebete. Monat der Gemeinschaft.

Mein Monat. Dein Monat.
Oft vergeht er. Tag um Tag, Stunde um Stunde, Minute um Minute. Nichts gehört, nichts gesehen, nichts gefühlt. Nichts als Hunger, nichts als Durst. Nichts als…Leere?
Was fehlt? Es ist…Allah. Er füllt all das. Wenn du willst. Deinen Körper. Deine Seele. Deinen Geist. Dann ist nichts da…außer Er. Erfüllend. Erfüllt. Geschlossen die Augen, gesenkt der Kopf. Auf deiner Zunge liegen Worte. So schön sind sie wie das Licht, wenn es dunkel wird. So klar. So hell. Du flüsterst sie mit. Voller Ehrfurcht. Voller Liebe. Nur du. Und Er. Im Gebet dieser Nacht. Ruhe überkommt dich, eine tiefe, allumfassende. Du bist mit Ihm allein. Und dann: Deine Stirn berührt den Boden. So nah bist Du. So nah. Vergessen der Hunger, der Durst, die Sorge, die Last, die Trauer, die Menge. Vergessen all das. Du bist hier. Angekommen im Ramadan.