Samstag, 13. August 2011

Wie ein Schatz


Ganz früh, dann, wenn die Sonne aufgeht, wird es mir unter das Herz gelegt. Und ich empfange es, ganz bewusst. Freue mich in den Stunden davor, es wieder zu bekommen. Mein Körper kann sich nicht immer so recht freuen, denn es ist anstrengend für ihn. Tag für Tag, dann, wenn die Sonne scheint, muss er darauf achten, dass dieser Schatz nicht beschädigt wird. Dafür muss er trainiert werden. Tag für Tag. Monat für Monat. Jahr für Jahr.
Aber ich bin der Chef und steuere ihn - meinen Körper. Befehle ihm, mit all seinen Kräften gut darauf aufzupassen, auf diesen wundervollen, wertvollen Schatz.
Am morgen ist er noch ganz klein. An jedem Morgen. Doch ich spüre ihn schon deutlich, dass ich ihn wieder in mir trage und ihn beschützen muss. Am Mittag ist er schon deutlich gewachsen. Und vorsichtig achte ich darauf, ihn nicht zu beschädigen. Ein unpassendes Wort, eine unüberlegte Handlung kann ihn kleiner werden oder ganz verschwinden lassen. Ich muss aufpassen, ihn nicht zu vergessen. Beim Sport zum Beispiel ist es mir passiert. Ich habe ihn einfach vergessen. Sofort meldete sich mein Körper, mir wird schwindelig, schlecht, ich muss aufpassen, sonst verlieren wir ihn! Diesen nicht alle Tage erscheindenen Schatz! Dann, am Abend ist er am größten. Er strahlt förmlich in alle meine Adern, in all meine Finger und Zehe. Er erfüllt mich, er macht mich lebendig. Nicht so, wie mein Körper es gewohnt, sondern so, wie ich es gewohnt bin. Mit jedem Tag erinnere ich mich mehr daran, wie es ist, in SEINER Nähe zu sein. Denn wenn es mir gelingt, ihn behutsam zu beschützen, darf ich ein Stück, ein ganz kleines Stück von ihm sehen, diesen einzigartigen unvergleichlichen Schatz. Aber ihn „sehen“ trifft es nicht ganz. Ich darf ihn spüren. Er ist ein Schlüssel. Ein ganz wertvoller und wunderbarer Schlüssel zu meinem Schöpfer. Zu dem, der mich erschaffen hat, zu dem ich zurückkehren werde.
Und dann, wenn die Sonne untergegangen ist, gebe ich ihn ab. Ich muss es tun, sonst kann mein Körper ihn am nächsten Tag nicht sehr gut beschützen. Es kostet viel Kraft, sehr viel Kraft, wertvolle Dinge zu beschützen. Und dieser Schatz ist wohl einer der Wertvollsten! Ich muss ihn abgeben, um zu Kräften zu kommen. Zu Beginn bin ich auch einen Moment froh, doch schon nach ein paar Stunden vermisse ich ihn, diesen wertvollen, ganz besonderen Schatz. Und dann bete ich. Ich bete ganz viel. Zu meinem Schöpfer. Das gibt mir Trost und steigert noch das Gefühl, IHM näher zu kommen.

Hier, wo wir nicht viele sind, die die Ehre haben, diesen ganz besonderen Schatz zu beschützen, ist es um so schwieriger. Unsere Körper müssen gewappnet, vorbereitet, trainiert sein für diesen ganz besonderen Monat, in denen wir diesen Schatz behüten dürfen. In einem Land wie Ägypten aber, wo es fast jeder tut, ist es fast so, als würden sie ihren Schatz auf ihren Händen vor sich her tragen. Denn jeder kennt dieses Gefühl, dieses Wertvolle zu beschützen und können es offen zeigen. Sie strahlen, weil sie es haben. So viele strahlen und machen es für alle einfach, ihn tragen zu können. Es ist fast so, als würde das ganze Land strahlen.
Hier, in unserem Land, in Gegenden, wo wenige wie wir sind, fangen wir gerade in diesem Monat an zu strahlen, wenn wir andere sehen, die ihn auch behüten. Wir strahlen, weil wir wissen, weil wir spüren, so kommen wir IHM näher, mit jedem nicht gesagten Wort, mit jeder nicht gemachten Tat, die diesen Schlüssel, diesen Schatz kaputt machen könnte. Und so erkennen wir uns. Lächeln uns an, obwohl wir uns nicht kennen, aber diesen ganz besonderen und wertvollen Schatz.

Es ist das Fasten. Das Fasten. Ein so wunderbares Erlebnis, eine so wunderbare Gabe von ALLAAH, dass wir es tragen dürfen. Ein Segen, dass ALLAAH es uns zur Pflicht gemacht hat. Ein Segen, dass wir IHM dadurch näher kommen dürfen. Eine Ehre, es tragen zu dürfen.

Ya ALLAAH, wir danken dir. Wir danken dir für dieses wunderbare und einzigartige Geschenk!

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